Siedlungsgeschichte

Steinzeit

Die Entdeckung eines spätpaläolithischen Rastplatzes bei Burow mit ca. 10.000 Jahre alten Feuersteinwerkzeugen der „Ahrensberger Kultur“ weisen auf eine relativ schnelle Wiederbesiedelung des Gebietes nach dem Rückzug der letzten eiszeitlichen Gletscher hin.

Die anschließende Mittel- und Jungsteinzeit (etwa 8000 bis 1700 v. Ch.) hinterließ ihre Spuren ebenfalls durch Oberflächenfunde von Feuersteingeräten, Steinbeilen und Äxten, welche ausschließlich an Seen sowie entlang der Havel zu lokalisieren sind.

Vermutlich gegen Ende dieses Zeitabschnitts setzte mit Ackerbau und Viehzucht erstmals eine starke Landschaftsüberformung durch den Menschen ein.

Bronze- und Eisenzeit

Aus der weiteren Entwicklung in der Bronze- und Eisenzeit sind nur wenige Siedlungs- sowie Gräberfunde bekannt. Die deshalb vermutete geringe Besiedlungsdichte wird auf die nachteiligen Bodenbedingungen zurückgeführt.

Von germanischen Stämmen fanden sich keine Spuren, weder aus dem Zeitraum des 1. bis 4. Jh. noch von der anschließenden Völkerwanderung.

Frühmittelalter - die Slawenzeit

Erst mit Einwanderung der slawischen Völker im 6. Jh. häufen sich die frühgeschichtlichen Funde wieder. Diese slawischen Stämme, welche über den Oderraum in das ostelbische Gebiet einwanderten, siedelten in Wassernähe und bauten ihre Siedlungsanlagen und insbesondere Fluchtburgen meist geschützt auf Halbinseln sowie in Mooren (SUCCOW, M. , JESCHKE, L., 1990).

Im Bereich des Naturparks und entlang der Ruppiner Seenkette lebte anfangs der Stamm der Zamzizi sowie an der Havel zwischen Liebenwalde und Fürstenberg die Recanen (Flußanwohner).

Im 11./12. Jh. wurde dann der gesamte Bereich dichter besiedelt, wovon noch heute eine Reihe von Orts- und Flurnamen slawischen Ursprungs zeugen.

Hochmittelalter mit Ostkolonisation

Im Zuge der deutschen Ostkolonisation im 12./13. Jh. eroberte Albrecht der Bär von Magdeburg 1134 die Mark Brandenburg. Er förderte die Einwanderung deutscher und flämischer Siedler.

Das Stammesgebiet der Zamzizi geriet in den Besitz des Grafen Gebhard I. von Arnstein, der die Grafenlinie Lindow - Ruppin begründete.

Seit Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung „Grafschaft Ruppin“ üblich, die später auch Fontane in seinen Werken aufgegriffen hat. Durch den starken Landbedarf kam es in dieser Periode zu enormen Waldrodungen, vor allem auf den fruchtbaren Grundmoränenplatten, aber auch in heute wieder bewaldeten Teilen der Fürstenberger Endmoränenstaffel.

Spätmittelalter und Frühe Neuzeit

Infolge umfangreicher Grenzkämpfe und Plünderungsfeldzüge zwischen Brandenburg und Mecklenburg zwischen dem 14. und 16. Jh. wurden viele Siedlungen aufgegeben (z.B. das Dorf Stechlin). Das Rheinsberg - Fürstenberger Seengebiet gehörte in dieser Zeit zu den Landschaften mit dem höchsten Wüstungsanteil Mitteleuropas. Hierzu trugen aber auch die ackerbaulich ungünstigen Bodenbedingungen, wiederholte Pestausbrüche und zuletzt der verheerende Dreißigjährige Krieg bei.

Aufgrund des allgemein vorherrschenden Grünlandmangels wurden insbesondere die Wiesen der verlassenen Siedlungen von den umliegenden, noch bewohnten Dörfern mitgenutzt, während große Teile der dazugehörigen Ackerflächen der Wiederbewaldung anheimfielen (KRAUSCH, H. D., 1967).

Neuzeit

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges kam es im 17. und 18. Jh. zu Einwanderungswellen verfolgter Protestanten aus Frankreich, Böhmen, der Schweiz, und der Pfalz sowie von jüdischen Familien aus Wien und mecklenburgischen Leibeigenen. Diese Einwanderer sind von den brandenburgisch-preußischen Landesherrn für den Landesausbau angeworben worden und besiedelten hauptsächlich die noch nicht völlig wiederbewaldeten, wüsten Feldmarken.

Rheinsberg entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum. Eine Reihe von Schloß-, Kirchen- und Dorferweiterungen sowie -neubauten erfolgte, und das Wegenetz wurde ausgebaut, etwa durch Pflasterung und die Anlage von Alleen. Vieles davon kann noch heute bewundert werden.

Das Bild der Landschaft änderte sich auch durch den Ausbau der Gewässer. So wurde 1750 mit dem Bau des Polzow- und Wentowkanals eine Transportverbindung vom Stechlin- über den Nehmitz-, Roofen- und Wentowsee zur Havel geschaffen, die durch den Bau von Schleusen schrittweise schiffbar gemacht wurde.

Noch vor dieser Entwicklung hatten sich mehrere Teerschwelereien in den Wäldern angesiedelt um das Holz zu verwerten. Der massive Holzeinschlag seitens der Holzwirtschaft Mitte des 18. Jh. führte schließlich zur Waldverringerung und schon nach 40 Jahren zur Auflassung des Polzow – Kanals, da es kein Holz mehr zu verflößen gab. Die im 18. Jh. gegründeten Glashütten hatten ebenfalls einen beträchtlichen Holz- bzw. Energiebedarf, so dass z. B. die Seen um Zechlinerhütte eigens für den Brennholztransport durch Kanäle verbunden wurden. Die letzten dieser Betriebe stellten in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ihre Produktion ein (Neuglobsow, Zechlinerhütte).

Seit Ende des 18., doch vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jh. kam es mit Einführung der planmäßigen Forstwirtschaft, durch umfangreiche Aufforstungen ertragsschwacher Ackerflächen (auch der aufgelösten Teerschwelereien), zu einer Zunahme der Waldfläche, die in abgeschwächtem Maße bis in die Gegenwart anhält.

Zeitgeschichte

Seit Beginn des 20. Jh. entwickelte sich das Gebiet zu einem wichtigen Erholungsraum für Berlin. Nach 1945 wurde der staatlich organisierte Erholungsbetrieb systematisch ausgebaut. Es entstanden in fast jeder Ortschaft zahlreiche Erholungseinrichtungen, so dass die Zeltplatzdichte im Rheinsberg - Fürstenberger Seengebiet als die höchste in der DDR galt.

Das Bild der Offenlandschaft veränderte sich ebenfalls stark durch Ausräumung von Hecken, Feldsöllen und anderen "störenden" Strukturelementen zur Einführung großer Schläge im Sinne agrarindustrieller Bewirtschaftungsmethoden.

Die militärische Nutzung durch die deutsche Wehrmacht und später in noch größerem Maße durch die sowjetischen Streitkräfte hat ebenfalls erhebliche Spuren hinterlassen. So sind z. B. etwa 6 % der Fläche des Altkreises Gransee Konversionsflächen (KREISVERWALTUNG  OBERHAVEL 1995).